Beckenboden Frauen

 

 

Die Problematik bei Frauen ist sehr vielschichtig.

Beckenboden, Organe des Beckens und, ja, die Gesellschaft spielen zentrale Rollen.

 

Einerseits liegt es an anatomischen Gegebenheiten, dass der weibliche Beckenboden schneller mit "Problemen" zu tun hat, als vergleichsweise der männliche. Auch spielen Schwangerschaft(en), Geburt(en), Geburtsverletzungen, Hormonelle Veränderungen (z.B. Wechseljahre), Gewicht, das Bindegewebe, aber auch z.B. chronisches Husten eine wichtige Rolle bei der muskulären Situation.

 

Organverankerungen, besonders nach Schwangerschaft oder nach den Wechseljahren, können an Halt verlieren und Vagina, Blase, Gebärmutter, Dick- und / oder Dünndarm können sich aus ihrer Position bewegen, sich senken oder sogar aus der Vagina oder dem After stülpen (Prolaps).

 

Beckenboden- und Organzustände werden natürlich noch von vielen weiteren Faktoren beeinflusst, als hier aufgezählt.

 

Gesellschaftliche "Verhamlosung" von Organsenkungen sehe ich persönlich als ein großes Problem. So kommen viele Frauen sehr häufg erst spät zu einer Therapie - wenn es sich bereits zu einer schweren Form ausgeprägt hat, der Alltag eine Qual und der Leidensdruck immens geworden ist.

 

Einerseits, weil lange die bestehende Problematik zum "lästigen Übel" degradiert wird (leider sehr häufig auch von Gynäkolog*innen). Andererseits, weil es (noch?) zu wenige Spezialist*innen auf dem Gebiet der urogynäkologischen Physiotherapie gibt. Selbst unter Physiotherapeuten werde ich mit meinem Schwerpunkt manchmal belächelt. Es verdeutlicht, wie wenig ernst diese Themen genommen werden.

Das Problem ist systemisch, es ist "anerzogen". Die Frau hat sich nicht zu beschweren. Frauenprobleme sind unwichtig. Entsprechend dünn ist die Forschungslage sowie allgemeine, angemessene Therapieangebote.

Ein Beispiel:

Die Rektusdiastase, welche schwerwiegende, funktionelle Probleme bereiten kann, wird als solches nicht gesehen sondern auf ein rein optisches Problem degradiert - "Die Frau sieht halt noch schwanger aus". Folglich gibt es weder einen ICD10-Code noch evidenzbasierte Richtlinien zu deren Behandlung. Physiotherapeuten erfahren in ihrer Ausbildung rein garnichts(!!) darüber. Frauen mit solcher Problematik müssen eigenständig und lange suchen, bis sie einen Namen für ihr Problem gefunden haben und noch länger, bis sie angemessene, therapeutische Hilfe finden.

 

Ich könnte leider viele gruselige Beispiele auflisten, die teilweise sogar herabwürdigend dem weiblichen Körper gegenüber sind.

 

Der Weg zu einem aufgeklärteren, gesellschaftlichen Bewusstsein und dessen angepasste medizinisch-therapeutische Versorgung ist leider noch lang.

 

Dennoch ändert sich allmählich etwas daran.

Die (jungen) Frauen wollen Probleme NICHT als gegeben hinnehmen und auch in der Forschung wird allmählich thematisiert, dass Frauen keine "kleinen Männer" sind, sondern zyklische Wesen, welches einer grundlegend anderen Herangehensweise bedarf.

 

Ich nehme Dich und Deine Beschwerden ernst!

 

Falls es dich interessiert, hier liste ich die häufigsten Probleme der Frauen.

Vielleicht hilft es dir, dein Problem einzusortieren.

      

 

Stress- oder Belastungs-Inkontinenz

 

Hier kommt es durch einen erhöhten Druck im Bauchraum (=Stress) zu tröpfchenweisen, ungewollten Urinverlust beim Husten, Niesen und Lachen.

Diese Form der Inkontinenz ist am häufigsten vertreten und findet seine Ursache mitunter in der Anatomie des weiblichen Beckens.

Hier kann sehr zügig mit gezieltem Beckenboden-Training, Aufklärung und Beckenboden-freundlicher Alltagsgestaltung entgegengewirkt werden.

 

 

Die Drang- bzw. Urge-Inkontinenz 

 

Sie stellt einen besonders großen Stressfaktor für die Betroffenen dar. Sobald ein Harndrang verspürt wird, ist es bereits zu spät.

Es kommt zur unmittelbaren, unkontrollierbaren, völligen Entleerung der Blase - egal, wo du dich gerade befindest.

Bei der leichteren Variante, der Drangsymptomatik, entsteht ein plötzliches, starkes Dranggefühl - eine Toilette oder ein geeigneter Ort kann jedoch (gerade noch so) aufgesucht werden. Dass beide Varianten eine große Belastung darstellen brauche ich sicher nicht weiter ausführen.

Die Ursache liegt nicht etwa, wie oft angenommen, an einem "schwachen" Beckenboden. Hier ist eine vollkommen andere Herangehensweise gefragt.

Eine undifferenzierte "Beckenbodenkräftigung" kann sogar kontraproduktiv sein! 

Begebe dich bitte in professionelle Hände, wenn du unter solch einer Problematik leidest!

      

 

Misch- Inkontinenzen

 

beider Formen sind möglich und kommen häufig nach Spontangeburten vor.

      

 

Senkungen von Blase, Darm, Gebärmutter, Vagina, Harnröhre

 

Sind zunächst symptomlos. Werden sie ausgeprägter können sie sich durch ein Druckgefühl "nach unten" und einen tief sitzenden Rückenschmerz bemerkbar machen. Entleerungsstörungen (Harn und / oder Stuhl) sowie ein "Fremdkörpergefühl" ("da ist etwas in meiner Vagina, was da nicht hingehört") kommen bei ausgeprägteren Formen vor. In der schwersten Form stülpen sich die Organe über die Vagina oder den After nach außen. 

Ja, entgegen vielen Gynäkolog*innen-Meinungen kann auch hier eine fachgerechte Physiotherapie dir präventiv und therapeutisch viel Lebensqualität (zurück)geben!

 

 

Geburtsverletzungen 

 

Können vielfältig ausfallen. Von einer leichten Abschürfung bis hin zum Dammriss 4. Grades, bei dem der After-Schließmuskel sowie Schleimhaut des Enddarms verletzt sind. In Folge entsteht Narbengewebe, welches, je nach Heilung und bindegewebiger Beschaffenheit, Probleme bereiten kann. Engegefühl, Inkontinenz (Harn/ Winde/ Stuhl), Schmerzen beim Sport sowie beim Sex und beim Stuhlgang plagen dich in deinem Alltag.

Ja, auch hier kann dir eine fachgerechte Physiotherapie helfen - egal, wie lange die Geburt bereits her ist! Nach erheblichen Geburtsverletzungen sollte nicht allzu lange bis zum ersten Beckenboden-Check  gewartet werden, um frühstmöglich Stellschrauben für eine gute Rückbildung zu erkennen.

 

 

Schmerzen beim Sex nach Dammnaht (auch Jahre später)

 

Kann von einer (durchaus auch zu engen Naht) nach Dammriss/- oder Schnitt kommen.

Narbengewebe ist recht unelastisch kann sich zusätzlich verdicken.

Narben können gut behandelt werden - im Idealfall innerhalb des ersten Halbjahres nach ihrer Entstehung. Bis zu einem Jahr findet bindegewebiger Umbau statt - innerhalb dieser Zeit stehen die Chancen gut, das Gewebe relativ zügig positiv beeinflussen zu können.

Doch auch Jahre später ist das noch möglich. Dann erfodert es zwar mehr Geduld und Mitarbeit - aber es wird sich lohnen!

 

 

Hypertoner Beckenboden

 

Der Beckenboden hat zu viel Spannung. So kann es zu Blasen- und oder Stuhl-Entleerungsstörungen kommen, Schmerzen beim Sex, beim Einführen eines Tampons/ Menstruationstasse und sogar eine Urin-Inkontinenz hervorrufen.

Zu viel 'Spannung' ist keinesfalls gleichzusetzen mit viel 'Kraft' - im Gegenteil! Durch die Dauerkontraktion der Muskeln können diese bei (schnellen) Belastungen nicht adäquat reagieren und auch ihr volles Kraftpotential nicht ausschöpfen.

Ein Hypertoner Beckenboden kann nach einer Geburt, als Begleitsymptom anderer Erkrankungen, bei emotionaler Belastung oder auch nach falschem 'Beckenboden-Training' auftreten.

 

 

CPPS - Chronisches Beckenschmerz-Syndrom

 

Eine besonders belastende Geschichte - nicht selten geprägt von jahrelangem Ärztehopping, da es keine Ursache für die Schmerzen zu geben scheint. Doch Fakt ist, dass der Beckenboden einen entscheidenden Anteil an der Entstehung der Schmerzen trägt. Und hier kann viel Einfluss genommen werden - auf struktureller wie auch auf mentaler Ebene. Oft ist das chronic-pelvic-pain-syndrom gekoppelt mit einem Hypertonus - welcher wiederum die Schmerzen verstärkt - welche wiederum zu Verkrampungen sorgen - welche wiederum Schmerzen verstärken... dieser Kreis sollte durchbrochen werden.

 

 

Unkontrolliertes Verlieren von Darmwinden (ungewolltes Pupsen)

 

Die sogenannte 'Windinkontinenz' ist bereits der erste Grad einer Stuhl-Inkontinenz. Auch hier ist gezieltes Beckenboden-Sphinkter-Training angebracht. Ursache können z.B. Dammrisse 3. oder 4. Grades oder allgemeine postmenopausale Bindegewebsveränderungen oder auch eine sog. Rektozele sein.

 

 

Schmerzen am Steißbein

 

Diese können mehrere Ursachen haben. Als PhysioPelvica-Therapeutin ist es mir erlaubt, rektale Tastuntersuchungen durchzuführen. Oftmals kann eine Untersuchung bereits mit einer manuellen Behandlung kombiniert werden. Für einige Anteile des Beckenbodens dient das Steißbein als wichtiger Ursprung. Ist z.B. eine einseitige Überspannung der Muskulatur die Ursache, so kann diese manuell durchaus positiv beeinflusst werden.

Mariana Meneghello

Dein Raum für Massagen und urogynäkologische Physiotherapie

 
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